Niklas Süle hatte es eilig. Als erster Profi von Borussia Dortmund verließ er die Kabine im Stadion am Böllenfalltor des SV Darmstadt und nahm die Tür zu Ausgang, um in den Bus zu steigen – weit vor seinen Mannschaftskollegen. War Süle frustriert? Ein Abgang jedenfalls, der nach einem 3:0-Sieg erstmal nicht nachvollziehbar ist.
Erst ab der 88. Minute durfte Süle in Darmstadt mitspielen, wurde eingewechselt für den starken Nico Schlotterbeck. Dass einer der drei Dortmunder Innenverteidiger zunächst auf der Bank Platz nehmen muss, ist nicht ungewöhnlich. In Schlotterbeck, Süle und Mats Hummels ist der BVB dort prominent und qualitativ gut besetzt.
Der Haken in Darmstadt aber: Hummels stand aufgrund eines Infekts gar nicht zur Verfügung. Statt Süle begann Emre Can in der Innenverteidigung, obwohl die Stammposition des Kapitäns eigentlich im defensiven Mittelfeld liegt. Ein Denkzettel für den Nationalspieler?
So konnte es Trainer Edin Terzic freilich nicht formulieren, auch auf eine Schelte verzichtete der 41-Jährige. „Heute haben wir uns dafür entschieden, dass Emre mit seiner Präsenz, mit seiner Kopfballstärke und seinem Tempo auf dieser Position haben wollten“, erläuterte Terzic stattdessen, warum Can statt Süle spielte. „Er hat uns in der letzten Saison dort viel Stabilität gegeben und vor allem sich auch im Januar seinen Rhythmus zurückgeholt, in dem er in der Vorbereitung als Innenverteidiger gespielt hat.“ Can habe „ein richtig tolles Spiel“ gezeigt, so Terzic.
Ein Zeichen an Süle war es dennoch. In den beiden Testspielen im Wintertrainingslager in Marbella enttäuschte der 28-Jährige, auch die Trainingseindrücke zeigten, dass Süle sowohl spielerisch, insbesondere aber physisch weit entfernt von seiner Topform ist – von einem Führungsspieler und Top-Verdiener haben sie beim BVB mehr erwartet. Während seiner gesamten Karriere schon begleitet ihn die Fitnessdebatte, die nach Süles Nicht-Berücksichtigung in Darmstadt nun wieder Fahrt aufnehmen dürfte.
„Bei Borussia Dortmund gibt es harte Entscheidungen“, meinte Terzic. „Bei Borussia Dortmund stehen super Spieler in der Startelf, es sitzen super Spieler auf der Bank und es wird immer super Spieler geben, die fehlen. Die brauchen wir aber um unsere Ziele zu erreichen.“ Klar ist aber: Süle ist nun in der Bringschuld.